Tipps und Trick mit der Prüfungsordnung

Eine Sammlung von Informationen, die normalerweise nicht direkt beim Studienstart vermittelt werden. Ergänzend zum offiziellen Material, welches in der O-Phase und in den Vorlesungen vermittelt wird.


Jeder, der am KIT Informatik studiert, erhält eine Einladung zu einer Einführungsveranstaltung. Diese ist sehr informativ und gibt einen guten Überblick über das Studium. Trotzdem gibt es einige Dinge, die zwar für den Anfang unwichtig sind, aber gerade bei Wahlmöglichkeiten und späteren Entscheidungen wichtig werden. Zu diesem Zeitpunkt dürften die meisten sich aber kaum noch an die Einführungsveranstaltung erinnern, sofern dort überhaupt darauf eingegangen wurde. Mit diesem Text möchte ich eventuell vergessene Informationen auffrischen und auch ein paar Dinge ergänzen, die nicht in der Einführungsveranstaltung vorkommen.

Zuerst noch ein kurzer Disclaimer: Die Informationen aus der O-Phase sind sehr umfangreich und die folgenden Informationen sind als Ergänzung zu verstehen und sollen nicht die offiziellen Informationen ersetzen. Das aktuelle Begleitmaterial aus der O-Phase ist auf der O-Phase Webseite zu finden. Dort finden sich auch ältere Versionen aus vergangenen Semestern.

Modul abbrechen nach dem ersten Versuch

Die Informatik SPO erlaubt es, ein Modul nach dem ersten Versuch abzubrechen. Voraussetzung ist natürlich, dass es sich nicht um ein Pflichtmodul handelt. Außerdem ist diese Option auf zwei Module beschränkt, gilt sowohl für Bachelor als auch Master und wird beim Wechsel in den Master zurückgesetzt.

Genau genommen befindet sich diese Möglichkeit in den Umbuchungsregeln. Es handelt sich hierbei um eine Umbuchung in die Zusatzleistungen. Die Zusatzleistungen ermöglichen, verschiedene Module zu belegen, die nicht in der Prüfungsordnung vorgesehen sind und zählen nicht für den Abschluss. Das Modul ist damit effektiv abgebrochen, taucht jedoch trotzdem im Notenspiegel auf.

Wurde bereits ein Zweitversuch unternommen, ist ein Abbruch nicht mehr möglich, selbst nach einem Härtefallantrag. Es gibt viele Module im Studium und damit keinen Grund, sich mit einem Modul das Studium zu zerstören.

Sonderergänzungsfach

Sowohl im Bachelor als auch im Master muss ein Ergänzungsfach gewählt werden. Neben den verfügbaren Ergänzungsfächern gibt es auch die Möglichkeit, ein Sonderergänzungsfach zu beantragen. Auf der Website des ISS gibt es hierzu ein paar Informationen, die ggf. etwas abschreckend wirken.

Die Beantragung eines Sonderergänzungsfachs ist jedoch sehr einfach und unkompliziert. Im Prinzip kann aus jedem Studiengang am KIT ein Sonderergänzungsfach konstruiert werden. Dies schließt Kombinationen, welche laut Modulhandbuch nicht gültig wären, mit ein.

Da das Ergänzungsfach dazu dient, eine weitere Disziplin zu erlernen, in welcher Informatik eingesetzt werden kann, ist zusätzlich eine kurze Begründung notwendig. Nun sollte es für die meisten Informatiker kein Problem sein, eine Begründung zu finden, warum das gewählte Fach von der Informatik profitieren kann.

Meiner Meinung nach bestehen die verfügbaren Ergänzungsfächer überwiegend aus schweren und unbeliebten Vorlesungen der verschiedenen Fachrichtungen. Ein Sonderergänzungsfach bietet die Möglichkeit, ein Fach zu wählen, welches wirklich interessant ist und auch einen Mehrwert bietet. Es bietet sich nur vorher an, ein paar Studenten aus der Fachrichtung zu fragen, ob die Vorlesungen auch wirklich gut sind.

Als Nachteil sei an dieser Stelle erwähnt, dass viele Studiengänge deutlich kleiner als Informatik sind und man überrascht sein kann, wie wenig Material in Form von Altklausuren und Mitschriften verfügbar ist. Der regelmäßige Besuch der Vorlesungen im Ergänzungsfach lohnt sich daher also schon deshalb, weil man sonst keine Chance hat, Lernpartner zu finden. Auch Modalitäten, wie konsistente Klausurthemen, teilweise über Jahrzehnte, sind nicht selbstverständlich.

Stammmodule im Bachelor mit Bedacht wählen

Seit der neusten SPO muss nur noch ein Stammmodul im Bachelor abgelegt werden. Davon unabhängig können jedoch weitere Stammmodule im Wahlbereich verbucht werden.

Das Problem ist, dass im Master vier(!) Stammmodule geprüft werden müssen. Bereits im Bachelor geprüfte Stammmodule können nicht erneut angerechnet werden. Außerdem müssen im Master zwei Vertiefungsrichtungen gewählt werden. In diesen Vertiefungsfächern muss eine bestimmte Anzahl an ECTS erreicht werden, wovon, zumindest in Teilen, auch Stammmodule zählen.

Daraus ergeben sich folgende Überlegungen:

  1. Manche Stammmodule sind einfacher als andere.
  2. Eine gute Note im Master ist besser als eine gute Note im Bachelor.
  3. Stammmodule im eigenen Interessenbereich möchte man ggf. benutzen, um das Vertiefungsfach aufzufüllen.
  4. Im Bachelor sollte man ein Stammmodul wählen, auf das man eigentlich keinen Bock hat. (Ich weiß, extrem dumm)

Wir halten also fest: Am besten macht man für den Bachelor genau ein schweres Stammmodul, auf das man keinen Bock hat. Scheiße.

Mastermodule im Bachelor

Im letzten Punkt haben wir festgestellt, dass man nicht mehr als ein Stammmodul im Bachelor schreiben sollte. Aber wie dann die verbleibenden ECTS füllen? Unter dem Punkt “Fortgeschrittene Informatikthemen” kann man Mastermodule als Bachelorleistungen anrechnen lassen. Auch hier muss man natürlich beachten, dass im Bachelor geprüfte Leistungen nicht im Master verbucht werden können; das heißt auch hier, dass es ggf. besser ist, einfache und interessante Module erst im Master zu machen.

Man kann allerdings auch Praktika aus dem Master hier verbuchen. Das ist besonders deshalb interessant, da die Anzahl der ECTS aus Praktika im Master beschränkt sind und Praktika in der Regel sehr viel Spaß machen und auch gute Noten geben. Dafür muss man in Praktika aber auch häufig viel Zeit investieren. Als Bachelorstudent muss man jedoch damit rechnen, dass Praktikaplätze zuerst an Masterstudenten vergeben werden.

An dieser Stelle noch einmal ein wichtiger Hinweis: Das Anrechnen von Mastermodulen im Bachelor ist nicht dasselbe wie der Mastervorzug. Bei diesem werden Masterleistungen noch während des Bachelorstudiums erbracht.

Missverständnisse über die mündliche Nachprüfung

Zur Unterscheidung: Eine mündliche Nachprüfung ist nicht dasselbe wie eine mündliche Prüfung. Eine mündliche Prüfung ist eine normale Prüfungsform, hier sind alle Noten möglich. Mündliche Prüfungen stellen Alternativen zu schriftlichen Prüfungen dar und werden häufig in kleinen Veranstaltungen anstelle einer Klausur angeboten.

Die mündliche Nachprüfung hingegen ist eine Erweiterung des Zweitversuchs. Wurde ein Modul im ersten Versuch nicht bestanden, muss ein Zweitversuch unternommen werden. Ist die erbrachte Leistung im Zweitversuch ebenfalls nicht ausreichend, wird die Prüfung um eine mündliche Nachprüfung erweitert. Das bedeutet insbesondere: Die mündliche Nachprüfung ist Teil des Zweitversuchs und stellt weder einen dritten Versuch dar, noch ist sie eine eigenständige Prüfung.

Daraus ergeben sich auch ganz praktische Konsequenzen:

  • Die mündliche Nachprüfung kann nur in dem Semester abgelegt werden, in dem der Zweitversuch unternommen wurde. Selbst wenn die Prüfung erst im nächsten Semester stattfindet, zählt sie zum Semester des Zweitversuchs.
  • Man kann der mündlichen Nachprüfung nicht entgehen, indem man sich vorher exmatrikuliert. Da man zu diesem Zeitpunkt noch immer eine offene Prüfung mit der Universität hat.
  • Laut SPO hat die mündliche Nachprüfung in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur schriftlichen Prüfung zu erfolgen. Durch viel zu lange Korrekturzeiten und schlechte Planung findet die mündliche Nachprüfung jedoch häufig erst ein bis zwei Monate später statt.
  • Die Noten der mündlichen Nachprüfung sind auf 4,0 begrenzt. Es ist also nicht möglich, die Klausur mit einer 4,0 zu bestehen.
  • Die mündlichen Nachprüfungen werden von vielen Prüfern unterschiedlich gehandhabt. Manche prüfen gezielt das Wissen, welches in der Klausur gefehlt hat, andere prüfen das gesamte Modul und wieder andere berücksichtigen die Punkte, welche in der Klausur zum Bestehen gefehlt haben.

Zusätzlich gibt es dann noch den Drittversuch, welchen man erst nach dem sogenannten Härtefallantrag erhält. Ein erfolgreicher Härtefallantrag berechtigt zu einem dritten Versuch, welcher dem Zweitversuch sehr ähnlich ist. So folgt also auch auf den Drittversuch eine mündliche Nachprüfung.

Der Drittversuch muss bei der nächsten Prüfungsmöglichkeit wahrgenommen werden. Es ist also bei Wahlmodulen immer schlauer, nach dem ersten Versuch von seinen zwei Umbuchungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen, denn danach steckt man fest.

Welche Bedingungen gelten für das Vertiefungsfach im Master?

Im Informatik-Master müssen zwei Vertiefungsfächer gewählt werden. Vertiefungsfächer haben das Ziel, die Vertiefung in zwei Themengebieten zu erzwingen. In der Regel kann jede Vorlesung, jedes Praktika und jedes Seminar mindestens einem Vertiefungsfach zugeordnet werden. Das Vertiefungsfach wählt man im Campussystem und es kann durch einen Umbuchungsantrag geändert werden, sofern hierdurch nicht eine Kombination entsteht, die keinen Abschluss ermöglicht.

Die Bedingungen für Vertiefungsfächer sind leider nicht besonders gut kommuniziert und auch ehrlich gesagt kompletter Schwachsinn:

  1. Es müssen mindestens 15 ECTS in einem Vertiefungsfach erbracht werden. Diese ECTS können aus Vorlesungen, Praktika und Seminaren stammen.
  2. 10 ECTS müssen aus Vorlesungen stammen. Eine Vorlesung ist hierbei alles, was weder Praktikum, Seminar oder Stammmodul ist. Dieses Detail ist nicht offensichtlich! Insbesondere bedeutet das, zusammen mit den 4 Stammmodulen, welche ebenfalls Pflicht sind, dass die Mindestpunktzahl für ein Vertiefungsfach mit Stammmodul bei 16 ECTS liegt, da ein ECTS vom Stammmodul nicht zählt.
  3. Möchte man seinen Wahlbereich möglichst flexibel halten, ist es daher notwendig, die Stammmodule so zu wählen, dass mindestens in jedes Vertiefungsfach auch ein Stammmodul passt. Weitere Stammmodule haben aufgrund der 10 ECTS-Anforderung keinen Einfluss auf die verbleibenden Wahlmöglichkeiten.
  4. Manche Vertiefungsfächer reduzieren die 10 ECTS-Anforderung auf 8 ECTS. Das heißt, hier müssen dann nur 8 ECTS aus Vorlesungen stammen. Wo dies der Fall ist, befindet sich eine Anmerkung im Modulhandbuch. Die 15 ECTS-Anforderung bleibt jedoch bestehen.
  5. Es müssen zwei Vertiefungsfächer gewählt werden. Das Campussystem und Modulhandbuch unterscheidet hierbei zwischen 1. und 2. Vertiefungsfach. Die Reihenfolge hat jedoch lediglich technische Gründe und ist für den Abschluss nicht relevant.

Was also eigentlich als eine Auszeichnung von tieferem Wissen gedacht ist, wird somit zum Puzzlespiel. Aufgrund dieser Einschränkungen ist es bereits im Bachelor sinnvoll, sich Gedanken über die Wahl der Vertiefungsfächer zu machen, was natürlich komplett absurd ist, da man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht alle Themengebiete der Informatik kennt.

Wer nun unbedingt ein bestimmtes Vertiefungsfach auf dem Abschlusszeugnis haben möchte, muss also noch mehr planen und ggf. auch Module wählen, die nicht interessant sind. Alle anderen können zumindest ein bisschen flexibler sein, indem sie ihr Vertiefungsfach so wählen, dass mindestens jeweils ein Stammmodul reinpasst. Dadruch ergibt sich aber immerhin bei den Seminaren und Praktika die Möglichkeit, beliebige Themen zu wählen, da diese ohnehin nicht die 10 ECTS-Anforderung erfüllen können.

Was wenn eine Vorlesung nicht in das Vertiefungsfach passt?

Es ist theoretisch möglich, dass ein Modul in ein Vertiefungsfach gebucht werden kann, in welchem das Modulhandbuch es nicht vorsieht. Der Weg führt hierbei über die für das Vertiefungsfach zuständigen Professoren. Diese sind im Modulhandbuch aufgeführt. Wie man diese am besten kontaktiert, hängt natürlich von der jeweiligen Person ab.

Grundsätzlich braucht man eine positive Bestätigung des Professors, in dessen Vertiefungsfach das Modul gebucht werden soll. Da dieser aber die Vorlesungen seines Kollegen nicht kennt, ist es ggf. sinnvoll, zuerst den Professor zu kontaktieren, in dessen Vertiefungsfach das Modul eigentlich gehört, bzw den Lehrstuhl, welcher die Vorlesung anbietet. Und am besten tritt man mit diesem Anliegen zuerst an den Dozenten der Vorlesung heran, um niemanden zu übergehen. Ist dieser mit dieser Möglichkeit nicht vertraut, so bietet man seine Hilfe an das mit dem Professor zu klären.

Um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen, sollte man sich bereits vorher eine gute Begründung überlegen, warum das Modul in das Vertiefungsfach passt. Positiv wirkt sich dabei natürlich aus, wenn man bereits im Bachelor einige Module geprüft hat und daher nicht mehr so viele Wahlmöglichkeiten hat. Eventuell führt das auch dazu, dass das Modul regulär in das Vertiefungsfach aufgenommen wird.

Hier muss man möglichst frühzeitig aktiv werden, allen Stellen genug Zeit einräumen und sehr sachlich argumentieren.

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Glossar

Was bedeuten die ganzen Abkürzungen und Begriffe? Eine Sammlung von Begriffen, die im Studium häufig vorkommen.

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FAQ

Persönliche Sammlung von Fragen und Antworten, die man gerade als Ersti haben könnte. Ergänzend zum offiziellen Material, welches in der O-Phase und in den Vorlesungen vermittelt wird.

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